Was man auf Sylt gar nicht darf: Wild campen. Hab ich trotzdem gemacht. (Naja, so richtig wild war es nicht. Ich stand mit meinem Bulli auf einem Parkplatz in Strandnähe..) Ich finde ja, es schläft sich besser im gemütlichen Bett mit ordentlicher Matratze und Platz, aber einschlafen mit dem Piepen ein paar Austernfischer in der Ferne, dem Blick auf den Sternenhimmel und dieser wunderschönen frischen Inselluft .. – kann man machen! Aufstehen um 6 war kein Problem, da ich mit diesem tollen Sonnenaufgang belohnt wurde.

Wow, die Feigenernte hört gar nicht auf dieses Jahr! Die haben da wohl einen guten, windgeschützten Platz auf meiner Terasse 🙂

Die sylter Luft duftet momentan besonders gut. Denn die Heide blüht! Rosa-Violette Teppiche ziehen sich über die Insel. Ich war an einigen schönen Spots  zum fotografieren und habe mich mal etwas näher mit dieser Pflanze befasst.

Gut 90% der Heidekrautgewächse sind in Südafrika beheimatet, nur wenige Vertreter strahlen aus bis nach Europa und Vorderasien. Die drei charakteristischen Heidearten der Insel Sylt sind die Krähenbeere (Blütezeit im April/Mai), die Glockenheide (ab Juli) und die Besenheide (ab Ende August).

Die immergrünen Heidelandschaften Schleswig-Holsteins liegen zu 50% auf unserer Insel: Sie sind einzigartige und stark bedrohte, seltene Lebensräume. Heideökosysteme bieten einer großen Zahl von Lebewesen Platz, die sich an unsere Bedingungen (Trockenheit, Wärme, Wind) angepasst haben: 2.500 Tier- und etwa 150 Pflanzenarten wurden bisher in der Heide entdeckt (von letzteren stehen 45% auf der Roten Liste). Rotschenkel, Brandgans und Austernfischer bauen ihre Nester in den Heideflächen oder den großen Salzwiesen am Watt. Somit ist es wichtig die Heide zu schützen, um die Artenvielfalt zu erhalten.

Unsere Heide liegt inmitten Sylt’s wunderschöner Naturschutzgebiete. Zu Fuß durch die Braderuper Heide oder mit dem Fahrrad richtung List kann man sich diese Landschaften anschauen. Zu dieser Zeit, Anfang August, blüht die Heide am schönsten und üppigsten!

Kaum angekündigt fand diese Woche mitten im schönen Kampen ein 2-tägiges Jazzfestival, organisiert und moderiert von Till Brönner, statt. 

Open Air, bei bestem Syltwetter mit knackigen Rythmen und richtig guter Stimmung. Der Strönwai war voll, und das Publikum feierte dieses spontane Event. 

Hier im Video seht ihr die bekannte Acid Jazz – Band “Incognito” aus London, mit Trompeteneinlage von Till Brönner. 

Da es so ein Erfolg war, soll das Jazzfestival auch im Sommer 2017 wieder stattfinden.

Niels Rohde: “Geschichten von früher”

Der
Frisör Hein.

Der
Frisör im Dorf hieß Hein Vollertsen. Er war ein Original und wurde
über 90 Jahre alt. Das Geschäft hatte er in dem ehemaligen „Haus
Seidel“ in der Hauptstraße  (wo heute unser Badearzt Dr. Cegla
praktiziert) untergebracht. Nach dem Kriege baute er sich ein Haus
mit Laden, auch in der Hauptstraße, neben dem „Friesenhof“. Da
gab es 2 Eingänge. Einen für „Damen“ rechts und einen für
„Herren“, links. Ein Kachelofen stand in der Mitte und heizte im
Winter beide Abteilungen. Hein schnitt bei den Herren den kurzen
Einheitsschnitt. Fasson, Koteletten und ähnliche Verschönerungen
verabreichte man erst nach seiner Zeit  Es gab vor dem Kriege einige
Persönlichkeiten seines Schlages im Ort: selbstbewußt, frech und
furchtlos. Mein Großvater Carl Rohde besaß eines der ersten
Automobile  und mit dem zogen sie über die Insel. An der Tür des
Salons hing derweil ein Schild: „Komme gleich wieder!“ Das
dauerte aber oft länger, denn sie fuhren kreuz und quer über die
Insel z. B. auch zu Netty Nann in’s Kampener Kurhaus. Man trank
reichlich Grog und Teepunsch und vor der Polizei mußte man damals
noch keine Angst haben. Einmal endete die Fahrt vor dem Munkmarscher
Fährhaus im Graben. Im Fährhaus gab es damals Telefon und von dort
rief Hein Vollertsen meine Großmutter (Tel 216) an: „Anna!“ und
dabei näselte er listig ihren Namen, “Anna, der Wagen ist total
kaputt, nur die Klinke ist noch heil!“ Die Ehefrauen hatten oft
Anlaß zum Groll, mußten sie doch zu Hause die Arbeit machen, währen
ihre Gatten auf „Tour“ waren.

Einmal
trat er zum Fest als Weihnachtsmann auf. Sein Törn begann in
Braderup. Überall gab es einen „Lütten“ aus der Buddel. Als er
bei uns im „Friesenhof“ ankam, war Schluß mit ihm: der Sack fiel
zu Boden und Hein in einen Sessel. Meine Mutter hatte noch nie so
einen traurigen Weihnachtsmann gesehen.

Sein
größtes Gaunerstück aber war „die Verlobung auf dem Lande“. Es
hing das Schild an der Tür  “Bin gleich wieder da!“ Aber er
blieb 3 Tage weg. Er war mit Freunden, wahrscheinlich Kalli Voss und
Schwager Max Ratzlaff auf das Festland gefahren und hatte mit einem
Bauernmädel  irgendwo groß Verlobung gefeiert und in Saus und Braus
gelebt. Zu Hause ahnte seine Frau davon nichts. Es gab noch ein böses
Nachspiel.

Den 90.
Geburtstag feierte er im „Friesenhof“. Alle kamen, der Sekt floß
in Strömen und Hein war recht munter. Spätabends, die Gäste waren
schon weg, saßen wir noch mit ihm zusammen am Stammtisch. Hans
Carstensen fragte ihn: „Hein, wie ist das denn mit Dir auf dem
sexuellen Gebiet?“. Da drehte sich Hein ganz langsam zu Helga Kiose
– das war Hans Carstensens Frau – um und fragte „Hest Intresse?“
Nachts um 1 Uhr sollte nun Schluß sein, aber Hein schlug sich immer
mit der Faust auf die Brust und brüllte: “Ick!“  Er wollte nicht
nach Hause. So bugsierten wir, Helga Kiose, Hans Carstensen ich ihn
mit viel Mühe zu seiner klitzekleinen Wohnung  hinter dem Geschäft.
Dort bekam er einen Wutanfall und wollte zurück in den Gasthof. Wir
konnten ihn nicht bändigen und riefen unseren Arzt Dr. Ahlborn,
welcher dem Neunzigjährigen eine Beruhigungsspritze verabreichte. So
ist er dann am Ende noch gut in’s Bett gekommen.

In seinen letzten Jahren saß Hein immer in seinem Strandkorb hinter
dem Laden, den er inzwischen an seinen langjährigen Angestellten
Günther Lill abgegeben hatte. Ein Strohhut schützte ihn vor der
Sonne, er war freundlich und manch einer gesellte sich zu ihm, um ein
wenig von früher zu klönen.