Meyer’s Reiseführer Nordsee 1908

Vor mir liegt das kleine Heftchen “Für Freunde der Insel Sylt gestiftet vom Seebäderarchiv Hardy”, in dem Badegästen von 1900 praktische Urlaubstipps gegeben werden. 

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Hier ein Auszug über Wenningstedt: 

“Das 4 km nördlich von Westerland gelegene Seebad Wenningstedt (15 Häuser mit 60 Einwohnern), ebenfalls der Gemeinde Westerland gehörig, bietet bei gleichwertigen Luft- und Wasserverhältnissen einen etwa um ein Drittel billigeren Aufenthalt als Westerland und empfiehlt sich wegen seiner abgeschiedenen Lage all denen, die nach größerer Ruhe verlangen. Die Reisewege sind dieselben wie für Westerland; von den Bahnen und Dampfern werden direkte Fahrkarten dahin ausgegeben; die im Fahrpreis einbegriffene Beförderung von Munkmarsch, bzw. von Westerland aus, nach Wenningstedt erfolgt mit dem Fuhrwerk, das bei der Ankunft der Reisenden bereitsteht.

Gasthäuser und Preise:

Hotel zur Nordsee, nebst Villa, in nächster Nähe des Bades; Pension 38-45 Mark die Woche

Zentralhotel, Zimmer mit einem Bett 12 Mark wöchentlich, mit zwei Betten 16 Mark, bürgerlicher Mittagstisch 1,20 Mark, Pension von 5 Mark an

Hotel Friesenhof, (H. Boysen) mit schattigem Garten – gleiche Preise

Zum Kronprinzen, Zimmer von 10 Mark die Woche an, T.d’h. 2,50, Pension 5-7,50 Mark

Zweisitziger Strandkorb 3,50 Mark wöchentl., Bäder: 1 Bad 50, Kinder 30 Pfennig, Wäschebadeordnung wie in Westerland. 

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Wennigstedt, einst ein bedeutender Ort, der jedoch im 14. Jahrhundert unterging, ist jetzt ein kleines Dorf von wenigen Häusern, die freundlich um den Wenningstedter Teich herum liegen, den einstmaligen inneren Winkel des Friesenhafens. Die Badeverhältnisse sind die gleich guten wie in Westerland. Der Ort, geschützter als Westerland gelegen, ist umgeben von grünenden Wiesen, einigen Ackerfeldern und blühender Heide, auf der sich zahlreiche Hünengräber erheben. Eines der größten, angeblich die Grabstätte des Friesenkönigs Deng (Denghoog), ist geöffnet und kann besichtigt werden (Schlüssel bei H. Boysen, Friesenhof). Bei Wenningstedt sind die Dünen von besonderer Höhe, umgeben von Meer und Heide, durchbrochen von tiefen Thälern, machen sie einen bedeutenden Eindruck. 

Durch die Anlegung bequemer Treppen am Strande, durch Vergrößerung der Badekarrenzahl und durch die Einrichtung einer Gastwirtschaftshalle am Strande ist man neuerdings dem Bedürfnis der Badegäste entgegengekommen.  Mit Westerland hat Wenningstedt 2 Mal täglich Postverbindung sowie Fernsprechanschluß; auch sind mehrere neue Radfahrwege angelegt, die nach den anderen Orten der Insel führen.”

So viel zu unserem kleinen Örtchen, das so klein ja nicht mehr ist. Mittlerweile sind wir 1400 Einwohner, wobei diese Zahl sich tendenziell verringert.. Aber das ist ein anderes Thema.. 

Heute können wir Bikinis tragen und vergnügt ins Meer rennen. Damals gab es “Badekarren”, deren Funktion ich noch nicht ganz durchdrungen habe, außerdem durften Männer und Frauen bis 1900 nur getrennt an den Strand gehen – es gab Herren- und Damenbäder. 

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Niels Rohde – “Geschichten von früher”

1962 – Orkan über der Nordsee

Die Sturmflut im Februar 1962 wird auch mir unvergessen bleiben. Im Herbst 1961 hatte ich auf dem Küstenmotorschiff  "Heinrich Hausschildt" als junger Matrose angemustert. Wir transportierten Koks, Kies und Holzladung zwischen Finnland, England, Schweden, Holland und Deutschland.

In meiner Erinnerung befanden wir uns am 16./17. Februar in der nördlichen Nordsee als der Orkan über die  Deutsche Bucht  zog. Unser Ziel war Cranz an der Elbe, wo wir in die Werft gehen sollten. 3 Tage lang dampften wir im Sturm mit langsamer Fahrt gegenan, denn an das Einlaufen in die Elbe war nicht zu denken. Die Matrosenkammern vor unter der Back konnten wir nicht mehr erreichen, das Vorschiff wurde bis zur Brücke mit Brechern eingedeckt. Die Wachen schliefen achtern abwechselnd in den Kojen. Das Schiff ging zu kehr, wie es noch keiner erlebt hatte.

Noch heute sehe ich den Moses, der auf diesem Schiff seine erste Reise machte, achtern an die Brücke geklammert. Das Heck sauste aus den Wellentälern zu schwindelerregende Höhen hinauf, er spuckte sich die Seele aus dem Leib und wünschte den sofortigen Tod. Wir mußten ihn mit Gewalt von der Reling wegziehen.

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Dann ließ der Orkan nach, und die “Heinrich Hausschildt” konnte auf die Elbmündung zuhalten, Cuxhaven passieren und Richtung Hamburg dampfen.  Das nördliche Ufer war von der Gewalt des Orkans über weite Strecken verwüstet. Entwurzelte Bäume, zerschlagene Sommerbuden und allerlei Unrat säumten das Fahrwasser. Wir erfuhren später aus den Zeitungen alles über die verheerenden Schäden, die Hamburg und deren Menschen hatten erleiden müssen. Meine Heimatinsel Sylt war von größeren Abbrüchen verschont geblieben.

Niels Rohde

Januar auf Sylt

Frohes neues Jahr!

Gerade bin ich in Hamburg und sehe mir die Bilder vom Weihnachtssturm “Barbara” auf Sylt an. Das hat ganz schön geweht! Wie schön es ist, wenn sich der Himmel auf einer Seite düster und bedrohlich und auf der anderen schon wieder sonnig zeigt. 

Kein gutes Licht allerdings wirft der mega Abreisestau auf die Insel. Alle schimpfen auf die Baustelle um den Bahnhof, jedoch erinnere ich mich an vorletztes Jahr, als es sich bis Rantum staute – ganz ohne Baustelle… Am besten bucht man sich rechtzeitig einen Fährplatz. So entkommt man dem Verkehrschaos in Westerland.

Guten Start ins neue frische Jahr, allerseits!