Urlaub – eine Definitionssache
Urlaub ging vor 40 Jahren ungefähr so: Sack und Pack, Kind und Kegel ins Auto, Muddi machte Schnittchen für unterwegs, Vati fuhr, Kinder spielten Spiele, fragten: wann sind wir endlich daaaa..?
Nach 8 Stunden Fahrt endlich fast am Ziel. Die Kleinstadt schon weit weg und der Alltag vergessen, die Luft riecht nach Meer, die Kinder staunen bei der Fahrt über den Hindenburgdamm, Vorfreude macht die Gesichter locker.
Angekommen im Appartment wird ausgepackt, eingerichtet, gemütlich gemacht. Aussicht auf endlos schöne drei Wochen Sylt-Urlaub..
Drei Wochen jeden Tag ausgedehnt frühstücken auf der appartmenteigenen Terrasse, dann Sachen packen und den ganzen Tag am Strand verbringen. Baden, sonnen, lesen, Vati ärgern, mit Muddi Sandburgen bauen. Mit den Strandkorbnachbarn plaudern, die Kinder verabreden sich zum angeln. Noch Sand in den Ohren haben, zu Abend essen und müde ins Bett fallen.
Bei Abreise für das nächste Jahr das gleiche Apartment zur gleichen Zeit reservieren und sich jetzt schon freuen.
2016 definiert man Urlaub anders. Es sind eher zwei Extreme – Zum einen gibt es den typischen Kurztrip nach Sylt, Paris oder vier Tage Malle, bei dem in Windeseile relaxt wird. Trotzdem ist man verabredet zum Essen in der Sansibar, Shoppen in Kampen, Joggen am morgen und die Party am Abend. Das scheint widersprüchlich – ist es auch.
Zum andern gibt es die Aussteiger, die minimum vier Wochen in eine andere Kultur abtauchen. Süd-Ost-Asien, Australien – Hauptsache weit weg und eigentlich lieber dort bleiben.
Wie wohl Urlaub in den kommenden Jahrzehnten aussehen wird? Ich wünsche mir, dass der Trend weggeht von dem Druck, alles mitnehmen zu müssen, was geht. Ich hoffe, dass die Menschen wieder bescheidener werden im Umgang mit den Ressourcen der Erde. Das ständige Konsumieren und Erleben- müssen kann abnehmen. Und das wird es auch, denn wir merken schon, dass wir zunehmend müde werden, und dass bald alles abgegrast ist.
Ich würde mir auch wünschen, dass die Menschen wieder drei Wochen bei uns wohnen. Der Vorteil am Urlaub vor 40 Jahren war wohl, das man mehr zusammen war. Irgendwie „zusammener.“ In dieser Zeit lernt man sich kennen. Meine Eltern und Großeltern können und konnten so viele Geschichten erzählen von Gästen und lustigen Dingen, die sie miteinander erlebten. Es sind Freundschaften entstanden unter den Paaren, Kindern und Alleinreisenden und jedes Jahr traf man sich wieder.
Drei Wochen Nordseeurlaub hört sich für uns langweilig an. Vor allem, wenn das Wetter mal nicht mitspielt. Aber vielleicht bekommen wir es hin, uns wieder an den kleinen Dingen zu erfreuen. Im Regen ins Meer zu rennen kann so Spaß machen! Und danach ist man so richtig schön müde und entspannt 🙂