Erwähnte ich bereits, daß ich waschechte Sylterin bin? Naja, eigentlich klar, unser Anwesen wird schon seit 4 Generationen von unserer Familie betrieben. Uroma Anna kam irgendwann hierher und kaufte den alten Friesenhof, der der einzige Gasthof in Wenningstedt war. Die Zeiten waren nicht einfach, morgens bis abends wurde hier für wenig Geld geschuftet. Uroma Annas Mann haute irgendwann einfach ab und ließ sie und Sohn Karl alleine zurück. 

Die Zeiten aber wurden besser. Der Friesenhof wurde mit seinem großen Saal eine wichtige Institution für Veranstaltungen politischer Art oder Festivitäten. Uroma Anna wird bis heute nachgesagt, sie sei eine schwierige aber wahnsinnig starke Frau gewesen. 

Sohn Karl heiratete Erika, eine flotte Hamburgerin, die sich anfangs sehr schwer tat, nach Sylt zu ziehen. In Hamburg immer lustig und gesellig gelebt, sollte sie nun auf eine kleine Insel ziehen und ebenso hart arbeiten und von früh morgens bis spät in die Nacht Gäste bewirten?! Naja, sie tat es damals wohl aus Liebe. Letztes Jahr starb sie mit 100 Jahren, war bis zuletzt eine starke Persönlichkeit und betonte immer wieder, wie wunderbar es sei, hier auf Sylt leben zu dürfen..

Aber ich bin abgeschweift, ich wollte erzählen, daß ich zwar Sylterin bin, aber lange in der Stadt gelebt habe. Nun bin ich wieder hier auf der kleinen Insel und vermisse so manches Mal die Möglichkeiten, die der Großstädter so hat. Besonders, wenn das Wetter tagelang grau in grau ist. Der urlaubmachende Städter weiß in der Regel, daß Sylt nicht Mallorca ist, und daß hier auch öfter rauhes Klima herrscht, ja, er genießt es sogar, da man in Wind und Wetter die Gedanken einfach dem Himmel überlassen und mit langen Märschen am Strand die Zellen frische Seeluft tanken lassen kann.

Kommt dann aber die Sonne endlich raus wie heute, nach tagelangen 15 grauen Grad, bin ich sofort mit der Insel versöhnt, laufe barfuß an den Strand, atme und genieße. Hier ein paar Impressionen von der wunderschönen friedlichen Wattseite in Braderup..