Gewitter in der Ostsee

 Wir segelten mit der „Pelion“, meinem 9,50 m Langkieler, unterwegs auf dem Wege von Burgtiefe nach Warnemünde. Es war warm und ein schwacher Wind wehte mit 2 bis 3 Windstärken. An der Steuerbordseite lag die Küste Mecklenburgs – ein schöner Segeltag. Im Wetterbericht hatten sie “Durchzug schwerer Gewitterböen“ angekündigt. Das werde ich nie wieder mißachten!

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  Am Nachmittag bezog sich der Himmel hinter uns und bald entstand im Südwesten eine furchterregende dunkle Wand. Als die ersten Blitze zuckten, barg ich schnell das Großsegel und zurrte an Deck alles fest. Bald blitzte es über uns und um uns herum. Steuerbord an der Küste sah man schwere Regenschauer niedergehen. Wohl ahnend, was uns gleich erwarten würde, hatten wir Rettungswesten angelegt und uns in der Plicht festgebunden. 

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Dann kam sie, die Gewitterwalze: die Wasseroberfläche verwandelte sich von achtern her in eine schneeweiße Schaumschicht. Buchstäblich in letzter Sekunde rollte ich die Genua ein. Der Motor wurde gestartet. Urplötzlich fiel der Wind in Sturmstärke über uns her und Regenmassen prasselten auf uns wie mit der Peitsche. 

Innerhalb einer Viertelstunde entstand auf der eben noch ruhigen Ostsee ein steiler Seegang von 2,5 Metern. Anfangs hatte ich noch versucht, mit dem Motor den Steven in den Wind zu bringen – aber die 8 PS brachten das Schiff nicht herum, und es lag zweimal platt auf der Seite. So drehten wir ab und liefen vor der See davon. 

Auf Kanal 16 hörte man die Notrufe zweier Yachten und der Rettungskreuzer lief aus Warnemünde aus. Der Wind war wohl mit Stärke 9 über uns hergefallen. Am Heck schlug das Schlauchboot wie wild von einer Seite zur anderen, bis sich die Leine durchgescheuert hatte und unser neuer Tender mitsamt Flaggenstock entschwand. Wir hätten jetzt die Fock einen Quadratmeter herausholen sollen – aber wir waren starr und unfähig, etwas zu unternehmen. 

45 Minuten waren vergangen, als der Wind nach rechts um 90° drehte und es kalt wurde. Wie aus Eimern begann der Regen zu schütten. Die Fock ließen wir jetzt ein Stück heraus und raumschots flogen wir Richtung Warnemünde. Der starke Regen glättete die brechenden Wellenkämme und Wind und See wurde etwas moderater. 

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Während der ganzen Zeit war die Sicht nie ganz schlecht gewesen. Wind und Regen nahmen weiter ab. 3 Stunden später im alten Strom in Warnemünde nieselte es nur noch, als wäre nichts gewesen.

Also Achtung, wenn es heißt: „Durchzug schwerer Gewitterböen!“

Niels Rohde    

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