Kleine Zeitreise

Hier ein Text, der die Friesenhof-Geschichte auf der Speisekarte zeigte, als es noch Restaurantbetrieb bei uns gab.

“Die älteste Wenningstedter Gaststätte, der
“Friesenhof”, besitzt eine über drei Jahrhunderte
reichende Geschichte, die durch mehrere Besitzer und Umbauten geprägt
wurde.

Den Grundstein für den “Friesenhof”
legte Peter Knuten im 17. Jahrhundert mit der ersten Bebauung des
Stavens. Damals waren fast alle männlichen Bewohner der Insel
Fischer oder Seefahrer. So auch Peter Knuten, dessen Hof von
Generation zu Generation weitervererbt wurde. Seine Nachkommen hießen
Nickelsen, Bundis und Teunis. Commandeur Teunis Hans Teunis, einer
der bekanntesten Grönlandfahrer und Walfänger seiner Zeit, übernahm
1798 mit der Heirat von Inken Boysen den “Friesenhof”. Sein
Sohn Hans Teunis strebte seinem Vater in jeder Beziehung nach, gab
jedoch die Seefahrt, in der er ebenso erfolgreich wie sein Vater war,
im Jahre 1854 auf, um sich ganz seinem Hofe widmen zu können. Die
Chroniken berichten leider nichts darüber, ob Hans Teunis senior den
Dorfkrug bereits 1839 eröffnete oder ob dies sein Sohn erst im Jahre
1854 tat. Sicher ist, daß sich mit dieser ersten Wenningstedter
Gaststätte das gesamte Dorfleben veränderte. Familien- und
Vereinsfeiern wurden hier abgehalten, ebenso die Treffen der
freiwilligen Feuerwehr.

1870 verpachtete der Witwer Hans Teunis
junior seinen Hof, bis er 1879 verstarb. Im darauffolgenden Jahr
verkauften seine Erben das Gebäude an Johann Emil Gapsch und brachen
somit als erste die Erbtradition. Der “Friesenhof”
beherbergte bereits 1859 die ersten Badegäste, im Jahre 1886 fand
man bereits die erste Annonce des “Friesenhofs” in der
“Sylter Kurzeitung und Intelligenzblatt”. Nachdem das
Gebäude zuvor nicht wesentlich vergrößert oder umgebaut worden
war, steckte Bunde Boysen, der den Hof 1892 übernahm, viel Arbeit
und Geld in seinen neuen Besitz. 1895 ließ er einen Saal errichten,
der zwischen 1920 und 1925 wieder abgerissen wurde. Ein neuer Saal
entstand 1925 und wurde in den fünfziger Jahren durch einen
Bühnenanbau ergänzt.

Desweiteren
erbaute man 1908 den Eiskeller, der 1950 die Grundmauern für das
Haus “Frische Brise” bildete. Es läßt sich also erkennen,
wie der “Friesenhof” in mehreren Abschnitten entstand. Nach
Bunde Boysens Tod konnte seine Ehefrau Johanne den Hof nicht mehr
alleine bewirtschaften und entschied sich im Jahre 1920, den Besitz
zu verkaufen. So wechselte der “Friesenhof” bis 1932
mehrmals den Besitzer.

1932
kauften Anna und Karl Rohde für 25000 Mark den inzwischen schon
relativ großen Hof. Für Anna Rohde war für den Kauf des Hauses
wohl die dazugehörige Wiese und die Landwirtschaft ausschlaggebend,
denn eine Wahrsagerin hatte ihr zuvor geraten, sie solle einen Hof
mit Landwirtschaft erstehen. Die Familie baute den Hof im Laufe der
Jahre zu einem florierenden Betrieb auf- man wirbt mit
Ferienwohnungen, Gästezimmern mit Frühstück, einer großen Wiese
mit Liegestühlen und einer “vorzüglichen Hamburger Küche”.

Der
Saal des “Friesenhofs” war bis 1964 der Mittelpunkt des
Wenningstedter Dorflebens, doch dies fand mit seinem Abriß im selben
Jahr ein jähes Ende. Die Familie konzentrierte sich nun auf die
Vermietung der individuell eingerichteten Appartements und
Ferienwohnungen. Familie Rohde führt den Betrieb heute in der
dritten Generation, und auch die Tochter Anna Rohde strebt der
Übernahme des Betriebes entgegen.

Der
gepflegte, schmucke Hof verleitet den Betrachter zum näheren
Hinsehen und dabei fällt sofort die Galionsfigur über dem Eingang
auf. Es wird erzählt, daß sie von einem französischem Schiff
stamme, das um 1780 in der Nähe Wenningstedts gestrandet sei. Doch
fehlen für die Bestätigung dieser Überlieferung  leider die
Beweise.

Der
“Friesenhof” zeichnet sich durch seine langjährige
Tradition als Gasthaus aus und verdankt es vor allem der sorgfältigen
und liebevollen Pflege der Familie Rohde, daß er seine Ausstrahlung
bewahrt hat.”